Gessnerallee
Zürich

Von der Kulturkritik und ihren Krisen

/ Der Performance-Effekt vol.2

Tobi Müller & Pablo Müller

Die Gesprächsreihe zu Grenzauflösungen und -überlagerungen zwischen Theater, Choreografie, Performance und visueller Kunst geht in die zweite Runde, mit neuen Themen und Gästen.

Von der Kulturkritik und ihren Krisen

Im Dialog: Tobi Müller, Journalist und Moderator (Berlin) & Pablo Müller, Kunstkritiker und wiss. Assistent HSLU (Luzern&Zürich)

Klar ist, noch nie wurde so viel Kunst und Kultur gezeigt, gesehen und darüber geschrieben wie heute. Und dennoch geht ein Krisengeläut um, vor allem weil der Feuilletonjournalismus unter Druck steht. Daneben erzeugen selbstorganisierte Web-, print-on-demand-Projekte, Blogs oder Webforen eine multiperspektivische Mehrstimmigkeit, die längst nicht mehr das eine Publikum im Blick hat. Diese „neue Unübersichtlichkeit“ sei Grund von einer Krise der Kulturkritik zu sprechen, sagen die einen, weil der unspezifische Relativismus keine Kritik sei. Folgt aus den neueren digitalen Produktions- und Distributionsmethoden prinzipiell eine Art relativierende Ambivalenz, eine „post-kritische“ Situation, weil kein zentraler Wertekanon mehr geteilt wird? Andere meinen, die Kritik sei heute vor allem durch die Indienstnahme durch institutionelle, politische oder ökonomische Interessen manipuliert; wenn Kunstkritik beispielsweise nur noch aus Pressemitteilungen, Infotainment, who-is-who und anderen Hitlisten besteht. Ist die Theaterkritik völlig frei von diesen Vorwürfen, weil sie sich nicht mit einem Markt identifizieren muss? Und wie steht es um die viel beschworene Autonomie der Kritiker_innen - war sie je da? Welche Kulturkritik brauchen wir? Ein Dialog zu Fatalismus, eigener Kritikfähigkeit, Medienformaten und emanzipatorischen Potenzialen in Theaterkritik und Kunstjournalismus.

Tobi Müller ist ein Schweizer Kulturjournalist in Berlin. Er schreibt über Pop und Theater, entwickelt Bühnen- und Filmprojekte, moderiert Podien und kuratiert Themenwochenenden. Aufgewachsen in Olten (CH), studierte er Sprachen in Zürich und Berlin und verbrachte die Nullerjahre in Zürich als Redakteur bei Zeitung und Fernsehen (NZZ, Tages-Anzeiger, SRF). In dieser Zeit war er auch Mitglied der Theatertreffen-Jury in Berlin. Seit 2009 lebt er fest in Berlin und arbeitet freischaffend für Print (NZZ am Sonntag, Spex) und Radio (Deutschlandradio Kultur, WDR, SRF). Daneben entwickelt er Schauspielprojekte mit seinem Bruder Mike Müller und dem Regisseur Rafael Sanchez – erst im Theater Neumarkt, dann im Schauspielhaus Zürich. Monatlicher Poptalk mit Jens Balzer in Berlin, erst in der Volksbühne, seit 2014 im Deutschen Theater. 2016 war er verantwortlich für Buch und Regie des Dokumentarfilmes «A1 – Ein Streifen Schweizer Straße». Aktuell bereitet er eine Konferenz in München zum Thema Überwachung vor. Mitglied verschiedener Jurys. http://www.tobimueller.net

Pablo Müller ist Kunsthistoriker und Kunstkritiker. Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule Luzern und der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Bern. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Berlin und New York ist er seit 2014 wissenschaftlicher Assistent PhD an der Hochschule Luzern – Design & Kunst im Forschungsschwerpunkt Kunst, Design & Öffentlichkeit und schreibt eine Promotion am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich mit dem Arbeitstitel «Kunstkritik und kritische Zeitgenossenschaft. Untersucht am Beispiel der Zeitschrift October, Texte zur Kunst und Mute» Pablo Müller schreibt ferner regelmässig für Zeitschriften und Zeitungen u.a. für Kunstbulletin, WOZ Die Wochenzeitung und Neue Zürcher Zeitung und erhielt dafür 2011 den R & R Preis für Kunstjournalismus. Er ist Mitglied der Kunstkommission der Stadt Zürich und Mitherausgeber des Online Kunstmagazins Brand-New-Life http://brand-new-life.org

 

November
08 Di Studio 3
19.00