Benjamin Burger hat sich zwei Jahre lang mit dem Thema Erschöpfung beschäftigt. Er hat den Zusammenhang zwischen seiner persönlichen Erschöpfung und der Erschöpfung der Gesellschaft und der Natur erkundet. Daraus ist das Stück Solastalgia entstanden. _Solastalgia_ist eine Videoinstallation, in der man sich freu bewegen kann. Jeweils am Abend findet in der Videoinstallation eine Performance (Showing) statt.
Die Videoinstallation kann ausserhalb der Performance kostenlos besucht werden.
Solastalgia beschreibt psychisches Leid, das infolge der Klimakatastrophe und der Konfrontation mit Vergänglichkeit entsteht. Es ist eine Art Heimweh, das sich im zukünftigen Verlust unserer vertrauten Umgebung schon jetzt manifestiert. Es wird begleitet von einem Gefühl der Ohnmacht, ausgelöst durch die Unfähigkeit, diese tiefgreifenden Veränderungen der eigenen Lebenswelt beeinflussen zu können.
Können wir noch unschuldig in eine Landschaft schauen?
Die Video-Installation Solastalgia von Benjamin Burger beschäftigt sich damit, inwiefern der Blick auf Landschaften unser Verhältnis zur Natur widerspiegelt.
In einer Landschaftsaufnahme ist die Natur Gegenstand der Betrachtung. Wenn wir als Betrachter*innen auf eine Landschaft schauen, dann sind wir jedoch selbst in diesem Blick nicht enthalten. Diese Perspektive scheint bestimmend für die westliche Moderne. Der Mensch steht der Natur gegenüber und Natur wird zur Kulisse der menschlichen Aktivität. Natur als Landschaft suggeriert, dass «Natur» ein eigener ästhetischer Erlebnisraum wäre, den man wahlweise betreten könne: egal ob für die eigene mentalen Erholung, das Abenteuers, die Wildheit oder den Ressourcenabbau, Natur wird so zum Projektionsort für Sehnsüchte, Bereicherung und Spektakel.
In der Installation zeigt Benjamin verschiedene Projektionen in einem Triptychon, in denen Landschaftsaufnahmen stilisiert und ästhetisch überhöht werden. In den Aufnahmen setzt sich Benjamin selbst als bildliche Intervention in Beziehung zu den pittoresken Aufnahmen, indem er einerseits versucht in den Bildwelten aufzugehen und gleichzeitig mit seinem Eingriff die Unmöglichkeit seiner Symbiose aufzeigt.
Die Videos für die Installation hat Benjamin während seiner Cima Città Residenz aufgenommen. Sie zeigen Aufnahmen verschiedener Regionen im Tessin rund um das pittoreske Bleniotal (Vale di Blenio): die Greina Hochebene, der Gotthard- und Lukmanierpass, der Rhonegletscher, eine Schutthalde des Gotthardtunnels, ein Steinbruch und der Luzzone Staudamm. Es sind alles Regionen, die Postkartenmotive hergeben würden, jedoch gleichzeitig durch invasive Spezies, Touristen, Klimawandel und technischen Infrastrukturprojekten der Vorstellung von unberührter Natur entgegenwirken.
Gessi loves Benjamin Burger
Was wir an Benjamin Burger lieben, sind seine diskursive Schärfe und seine Hartnäckigkeit, vor allem aber seine gnadenlose Ehrlichkeit, gerade auch sich selbst gegenüber. Dem persönlichen Befinden und möglichen strukturellen Ursachen nicht nur in einem psychotherapeutischen Setting zu begegnen, sondern sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen und die Ergebnisse öffentlich zur Diskussion zu stellen, braucht schon einiges an Chuzpe. Ausserdem finden auch wir, dass individuelle und natürliche Ressourcen in Zukunft unbedingt zusammengedacht werden müssen, gerade auch im Hinblick auf nachhaltige Kunstproduktionen. Let’s work on it together!
Film & Composing | Benjamin Burger |
Editing & Visuals | Joel de Giovanni |
Sound | Ernesto Coba |
Bühne | Thomas Giger |
Mitarbeit Bühne | Jan Studer |
Dank an | Cima Città |