East of what? ist englisch.
Man spricht es so aus: Iest of woat?
Das bedeutet auf Deutsch: Der Osten von was?
Das Stück handelt von Tänzern,
die vor langer Zeit in der Türkei waren.
Die Tänzer waren Männer, sie haben aber wie Frauen ausgesehen.
Sie hatten Kleider und Schmuck an.
Sie hatten auch häufig Sex für Geld.
Caner Teker erzählt von diesen Tänzern.
Er zeigt Bewegungen von ihnen.
Es gibt viel Musik.
Es werden Lieder von früher aus der Türkei gespielt
und aktuelle Lieder aus Ländern aus dem Westen.
Die Solo-Performance east of what? von caner teker ist die dritte Arbeit einer Trilogie über das trans-individuelle Selbst in Identitätspolitiken. Anschliessend an die Arbeiten KIRKPINAR und karadeniz vertieft sie Reflexionen über eine postmigrantische deutsch-türkische Identität.
Im Fokus stehen die «köçe» – junge, männliche androgyne Tänzer im Osmanischen Reich – die weibliche Kleidung und Schmuck trugen und neben ihrem lasziven Tanz auch für das Anbieten von Sexarbeit bekannt waren. Die hybriden Praktiken und Geschichten des köçek können Raum für zeitgenössische und zukünftige Erzählungen aus einer postmigrantischen Perspektive schaffen.
east of what? verwebt klassisches Bewegungsvokabular aus der türkischen Tradition mit Praktiken, die Sinnlichkeit in die Bewegung der Performerin übersetzen und sexualisierte wie orientalisierende Blicke herausfordern. Die Grundgesten und Rituale der köçekler, die Übersetzung von Sexarbeit heute als individuelle wie kollektive gelebte Erfahrung sowie Trauer, die mit Stigmatisierung und Gewalt einhergeht, bilden die Basis für ein reduziertes, affektives Bewegungsmaterial, um sich der Figur der Köçek zu nähern. Ausgehend von einer minimalen, fast skulpturalen Präsenz, setzen zunehmend dynamische Sequenzen ein, die in enger Zusammenarbeit mit anderen Sexarbeiterinnen erarbeitet wurden. Angefangen mit der Akzentuierung der Hüfte und des Vibrierens des Shimmys, wird caner teker mit einer kontinuierlichen Bewegungsvariation Wege zwischen dem Publikum bahnen. Die Bewegung wandert durch das Publikum und den geteilten Bühnenraum, begleitet von der ambient harcore-Musik von Nazanin Noori. Die Atmosphäre verwandelt sich in ein Konzert, die Performance wird zum sensorisch aufgeladenen Duett. Mit Einflüssen der Instrumente Zurna und Davul, die die köçekler traditionell bei ihren Auftritten musikalisch begleiten, vermischen caner teker und Nazanin Noori traditionell türkische Elemente mit zeitgenössisch-westlichen Referenzen, um hybride Räume gemeinsamer Verbundenheit, neuer Allianzen, gemeinsamem Erinnern und Imaginieren zu ermöglichen.
east of what? durchbricht so die Grenzen von Zugehörigkeiten, Praktiken und Ritualen, und öffnet sich im Sinne einer radikalen Soziabilität für das Publikum als Zeug*innen.
Choreographie, Performance, Bühne | caner teker |
Komposition, Live Musik | Nazanin Noori |
Licht Design, Bühne | Shaly Lopez |
Kostüm | Olivia Ballard |
Dramaturgie | Stanton Taylor |
Outside Eye | Ligia Lewis |
Künstlerische Produktion | Sofie Luckhardt |
Technische Leitung | Hendrik Borowski |
Outside Eye Produktion | Martin Bien |
Organisatorische Mitarbeit | Gilles Yann Smrkovsky |
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Produktion | caner teker / PARASITES PROJECTS |
Co-Produktion | PACT Zollverein, HAU Hebbel am Ufer |
Gefördert durch die Kunststiftung NRW, Düsseldorf. Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Unterstützt durch das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V. Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien |